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Immanuel Klinik Rüdersdorf: Ethikkolloquium zu Stigmatisierung in der Medizin
Das im Februar abgehaltene Ethikkolloquium beschäftigte sich mit stigmatisierendem Schubladendenken in der Medizin.
Vorurteile, Stereotype, Diskriminierung und Ausgrenzung gibt es überall in der Gesellschaft – auch in der Medizin. Um stigmatisierendes Schubladendenken zu vermeiden, ist zunächst wichtig zu verstehen, wie es entsteht. Darum ging es in einem Ethikkolloquium an der Immanuel Klinik Rüdersdorf am 21. Februar. Dr. Frauke Ishorst, Ärztin und Ethikreferentin der Immanuel Albertinen Diakonie, informierte Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte über das Thema.
Die schnelle Kategorisierung und Beurteilung anderer war evolutionär tausende Jahre lang von Vorteil: Der Mensch der Urzeit war stets lebensgefährdet und musste blitzschnell urteilen, ob Gefahr bestand, um reagieren zu können.
Zudem verbraucht das Hirn viel Energie, weniger Denkaktionen sparen Kraft. Der Psychologe Bertolt Meyer bezeichnet das Hirn als „kognitiven Geizhals“.
Soziologisch dienen Vorurteile, Diskriminierung und Ausgrenzung der Stabilisierung der eigenen Gruppe durch Abgrenzung und Abwertung anderer Menschen und Gruppen. Seien es Christen gegenüber Muslimen, Männer gegenüber Frauen, Migranten gegenüber Deutschen etc.
In medizinischen Einrichtungen verringern zunehmender Ökonomisierungsdruck und Personalmangel die zur Verfügung stehende Zeit und fördern schnelle Kategorisierung und Beurteilung in Stereotypen.
Das ist zunächst ein zutiefst menschliches Verhalten. Uns Menschen zeichnet aber auch die Möglichkeit aus, über die schnelle, sparsame Hirnleistung hinaus nachzudenken, zu reflektieren und anders zu entscheiden. Hier kann ein Perspektivwechsel, wie ihn die Goldene Regel anregt, helfen. Auch das Leitbild der Immanuel Albertinen Diakonie sowie die Chartas der Pflege und der Ärzteschaft können als Handwerkszeug dienen, um Schubladendenken zu begegnen.