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Rüdersdorfer Arzt schließt als erster eine Promotion an der MHB ab
Samuel Thoma erhält den ersten an der Medizinischen Hochschule Brandenburg vergebenen Doktorgrad. Für den Psychiatriearzt an der Immanuel Klinik Rüdersdorf ist es bereits der zweite Doktortitel.
Samuel Thoma hat als erster Doktorand der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) seine Promotion abgeschlossen. Der Assistenzarzt der Psychiatrie an der Immanuel Klinik Rüdersdorf und wissenschaftliche Mitarbeiter der MHB verteidigte seine Doktorarbeit über Henri Maldineys Philosophie der Psychosen an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (FGW).
„Ich habe mich über die an der MHB gegebene Option der Promotion sehr gefreut und fühle mich geehrt, der erste zu sein, der den akademischen Grad Dr. med. an der MHB erhält“, sagt Dr. Thoma, der zuvor bereits einen Doktor der Philosophie an der Universität Heidelberg erlangt hatte.
„Im Namen der MHB gratuliere ich Ihnen, Herr Dr. Thoma, herzlich zur erfolgreichen Verteidigung Ihrer Dissertation. Die Möglichkeit, Dissertationen zu erstellen, ist ein Meilenstein in der Geschichte der MHB und von enormer Bedeutung für unsere junge Universität. Mit diesem Schritt wird der Forschungsaktivität ein großer Schub verliehen und zudem die Attraktivität der MHB erhöht“, freut sich Prof. Hans-Uwe Simon, Präsident der MHB.
Auch Doktorvater Univ.-Prof. Dr. med. Martin Heinze ist stolz auf seinen ersten Promovenden an der MHB: „Wir freuen uns sehr über die erste erfolgreiche Promotion der MHB – vor allem, da Herr Thoma ein langjähriger und sehr geschätzter Mitarbeiter bei uns in Rüdersdorf ist. Weitere 47 Promovierende gibt es allein an den MHB-Standorten Rüdersdorf und Bernau. Unsere Forschung ist zurecht in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet worden. Vielen Dank an alle Beteiligten.“
Henri Maldineys und seine Bedeutung für die heutige Psychiatrie
Seine medizinische Promotion mit dem Titel „Im Offenen – Henri Maldineys Philosophie der Psychosen“ versteht Dr. Thoma als ein Beitrag zu den theoretischen Grundlagen der Psychiatrie.
„In meiner Dissertation setze ich mich mit dem in Deutschland noch wenig bekannten französischen Philosophen Henri Maldiney (1912-2013) und seiner Bedeutung für die heutige Psychiatrie auseinander. Henri Maldiney ist insofern ein außergewöhnlicher Autor, als dass er ohne fachliche Ausbildung in der Psychiatrie eine eigenständige Theorie der Psychosen sowie Ansätze für ihre Therapie entwickelt hat. Dabei stand er in engem Austausch mit zahlreichen Psychiater*innen, Psychoanalytiker*innen, Künstler*innen, aber natürlich auch Betroffenen. Maldiney war der Überzeugung, dass man Psychosen immer auch philosophisch verstehen sollte, etwa als radikale Infragestellung der eigenen Existenz oder als Erfahrung von bedrohlicher Offenheit unseres Empfindungsvermögens. Aus praktischer Sicht leitete Maldiney in den 1970er Jahren kunsttherapeutische Angebote in der Psychiatrie ‚Le Vinatier‘ in Lyon und sorgte dafür, dass auch Philosophiestudierende in therapeutische Angebote an der Klinik mit einbezogen wurden. In meiner Arbeit frage ich danach, welche Rolle Maldineys Ansätze in der heutigen psychiatrischen Versorgung und Psychosentheorie spielen könnten, aber auch danach, was aus heutiger Sicht an seinen Konzepten fragwürdig erscheint“, erläutert Thoma.
Interdisziplinäres Vorgehen auch aus heutiger Sicht nötig
Motiviert zu der Arbeit habe ihn neben seinem schon immer gehegten Interesse an Frankreich und französischen Geisteswissenschaften vor allem Maldineys interdisziplinäres Vorgehen – er verbinde in seinen Ansätzen Philosophie mit Sprach- und Kunstwissenschaft, Psychoanalyse und Psychopathologie.
„Dieses Vorgehen halte ich auch für die heutige Psychiatrie für dringend nötig, weil man nur so psychisch leidende Menschen als bio-psycho-soziale Wesen verstehen und ihnen sinnvolle Hilfsangebote machen kann“, sagt Thoma. Nach seiner Promotion möchte er sich intensiver mit der Haltung professioneller Psychiaterinnen und Psychiater gegenüber Menschen mit Psychose-Erfahrung befassen und genesungsfördernde Räume innerhalb und außerhalb der Psychiatrie erforschen. Eine spätere Habilitation zu diesem Themengebiet sei nicht ausgeschlossen. „Aber jetzt freue ich mich erst mal auf mehr Zeit mit meinem kleinen Sohn!“, so Thoma.
Die Promotionsordnung der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg (FGW) ermöglicht Studierenden, Nachwuchswissenschaftler*innen und Ärzt*innen der MHB seit November 2020 Promotionen über die FGW und die Verleihung der beiden akademischen Grade Dr. med. und Dr. rer. medic.
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