Fachinformationen für Zuweisende
Auf dieser Seite finden Sie als Haus- oder Facharzt eine Zusammenfassung aller Informationen zu unserem IZEMC sowie ein Instrument, mit dem Sie Patientinnen und Patienten identifizieren können, deren Behandlung in unserem Zentrum empfohlen werden kann. Gern stehen wir Ihnen für Rückfragen und Terminvereinbarungen zur Verfügung.
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Welche Patientinnen und Patienten profitieren von einer interdisziplinären Behandlung in unserem IZEMC?
Der erste Schritt jeder Therapie ist die zeitgerechte Diagnose. Diese 5 Fragen können in die tägliche Praxis übernommen werden, um ein Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen:
- Leidet der/die Patient-in an Adipositas?
- Wenn ja, wie weit fortgeschritten ist der Grad der Adipositas?
- Welche Begleit- oder Folgeerkrankungen hat der/die PatientIn?
- Wie hoch ist das Risiko für weitere Folgeerkrankungen?
- Würde der/die Patient/in von einer interdisziplinären Behandlung profitieren?
Edmonton Obesity Staging System (EOSS) der Interventionsbedürftigkeit bei Adipositas
Hausärztinnen und Hausärzte fragen sehr häufig nach einem Instrument, mit dem sie diejenigen Patientinnen und Patienten identifizieren können, denen eine Behandlung in einem Zentrum mit besonderer Expertise empfohlen werden kann.
Das Edmonton Obesity Staging System (EOSS) ist ein wichtiges Instrument, um in der täglichen Praxis jene Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die am meisten von einer interdisziplinären Behandlung und möglicherweise einen chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion profitieren könnten.
Die Patientinnen und Patienten werden je nach Symptomen und Einschränkungen im Alltag in 5 Stadien eingeteilt:
Stadium 0:
- Keine übergewichtsassoziierten Risikofaktoren
- Keine körperlichen Symptome
- Keine psychischen Symptome
- Keine funktionellen Einschränkungen
Stadium 1:
- Übergewichtsassoziierte Risikofaktoren oder
- Milde körperliche Symptome, die keiner Therapie bedürfen oder
- Milde übergewichtsassoziierte psychische Symptome
Stadium 2:
- Adipositasassoziierte Nebenerkrankungen mit Therapie oder
- Moderate adipositasassoziierte psychische Symptome oder
- Moderate funktionelle Einschränkungen des Alltags
Stadium 3:
- Erhebliche adipositasassoziierte Erkrankung mit Endorganschädigung oder
- Erhebliche adipositasassoziierte psychische Symptome oder
- Erhebliche Einschränkung des Wohlbefindens
Stadium 4:
- Schwere adipositasverursachte chronische Erkrankung oder
- Schwere, zur anhaltenden Arbeitsunfähigkeit führende psychische durch Adipositas verursachte Symptome oder
- Schwerste funktionelle Einschränkungen
Ab EOSS Stadium 2 wird die Behandlung durch Fachspezifische Zentren und ggf. eine bariatrische Operation empfohlen:
Zur Erläuterung haben wir Ihnen hier noch einmal die Ziele unserer multimodalen und bariatrischen Therapie zusammengefasst. Wir bieten Ihren Patientinnen und Patienten alles, was für die Adipositas-Therapie erforderlich ist, am Standort an.
Verbesserung der Lebensqualität
Die Lebensqualität wird durch Adipositas ebenso negativ beeinflusst wie Gesundheitsrisiken und Folgeerkrankungen und trägt wesentlich zur erhöhten Mortalität bei.
Somatische und psychosoziale Einschränkungen beeinflussen die sozio-emotionale Entwicklung der Patientinnen und Patienten bereits im Kindesalter. Neben der sozialen Stigmatisierung führen insbesondere die körperlichen Beeinträchtigungen zu Einschränkungen der Arbeits-, Sport- und teilweise auch der Selbstversorgungsfähigkeit.
Als Motivation zur Gewichtsreduktion scheinen ästhetische und soziale Aspekte gegenüber gesundheitlichen Gründen im Vordergrund zu stehen, z.B. der Wunsch nach sozialer Akzeptanz, verbessertem Selbstwertgefühl und der Möglichkeit, sich attraktiver zu kleiden.
Auch wenn nicht gesichert ist, dass der Entstehung von Adipositas entscheidende psychische Mechanismen zugrunde liegen, so führt Adipositas doch zu einem drei- bis vierfach erhöhten Risiko für die Entwicklung psychischer Probleme wie Angststörungen und Depressionen.
Remission, Besserung und Prophylaxe adipositasassozierter Begleit- und Folgeerkrankungen
Adipositas ist weit mehr als ein kosmetisches Problem, sie ist ein medizinisches Problem, das alle Teile des Körpers betrifft. Adipositas erhöht das Risiko für andere Erkrankungen und Gesundheitsprobleme, die von einer schlechten Lebensqualität bis hin zum vorzeitigen Tod führen können. Vor allem kardiovaskuläre Risikofaktoren werden ungünstig beeinflusst. Gelenk- und Lungenerkrankungen treten häufiger auf und das Risiko für maligne Erkrankungen steigt deutlich an. Diese Folgeerkrankungen sind der Grund dafür, dass die Lebenserwartung adipöser Patientinnen und Patienten im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen verkürzt ist.
Verlängerung der Lebenserwartung
Durch das Auftreten von Folgenerkrankungen ist bei Adipositas mit einem BMI über 35 kg/(m)² das Mortalitätsrisiko gegenüber normalgewichtigen Personen verdoppelt.
Ein BMI zwischen 20 und 25 kg/m² sollte durch einen vernünftiger Lebens- und Ernährungsstil erreicht werden, um die höchste Erwartung an Gesundheit und Lebensqualität zu erlangen und das Mortalitätsrisiko niedrig zu halten.
Eine bariatrische Operation ist derzeit der einzige evidenzbasierte Ansatz, der eine nachhaltige Gewichtsreduktion bei stark adipösen Patienten erzielen kann.
Erhalt der Teilhabe (Arbeit, Gemeinschaft und kulturelles Leben)
Das Übergewicht führt durch verminderte Mobilität, Stigmatisierung und Einschränkungen des Gesundheitszustands dazu, dass Patientinnen und Patienten sich mehr und mehr isolieren. Viele nehmen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil. Arbeitslosigkeit und Einsamkeit sind die Folge. Dies begünstigt die Entstehung von Depressionen und kann im schlimmsten Fall zu einer medizinischen Unterversorgung und Ausschluss aus der Gesellschaft führen.