Divertikulose/Divertikulitis
Bei der Divertikulose entzünden sich Ausstülpungen der Darmwand. Es entstehen sogenannte Divertikel. Unter einem Divertikel versteht man eine kleine Ausstülpung der inneren Darmschleimhaut durch Muskellücken der Darmwand an jenen Stellen, an denen auch die versorgenden Blutgefäße durch die Darmwand treten.
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Was ist eine Divertikulose/Divertikulitis?
Divertikel können im gesamten Dickdarm (Kolon) vorkommen. Am häufigsten findet man sie jedoch im sogenannten S-Darm. S steht hierbei für Sigma und beschreibt die Windung des Darmes in diesem Bereich. Der S-Darm befindet sich im linken Unterbauch. Finden sich mehrere Divertikel im Dickdarm, so spricht man von einer Divertikulose beziehungsweise Divertikelkrankheit. Die überwiegende Zahl aller Patientinnen und Patienten mit einer Divertikulose (etwa 70 bis 80 Prozent) haben dabei keinerlei Beschwerden.
Entzünden sich die Divertikel allerdings, treten meist im linken Unterbauch Schmerzen auf. Fieber, erhöhte Entzündungswerte im Blut sowie Stuhlgangsunregelmäßigkeiten sind weitere Symptome für eine Divertikulitis oder auch Sigmadivertikulitis. Etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine solche symptomatische Entzündung.
Wie entstehen Dickdarmdivertikel und wie häufig sind sie?
Dickdarmdivertikel sind nicht angeboren, sondern treten mit zunehmendem Alter in unseren Breiten gehäuft auf. Die bevorzugte Stelle im S-Darm wird auf die dort herrschenden hohen Druckverhältnisse zurückgeführt. Als begünstigend für die Bildung von Divertikeln wird eine faser- und ballaststoffarme, aber kohlenhydratreiche Ernährung angesehen. Während die Divertikulose unter dem 40. Lebensjahr selten ist, können bei etwa der Hälfte der über 60-jährigen Betroffenen Divertikel nachgewiesen werden. Damit ist die Divertikulose eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten in Europa.
Diagnose und Therapiemöglichkeiten
Im Rahmen einer Divertikulitis kommt es in etwa 10 Prozent der Fälle zu einem Darmdurchbruch, einer sogenannten Perforation. Diese erfolgt meist gedeckt durch andere Organe oder Fettgewebe und kann zu einem kleineren oder größeren Abszess in der Bauchhöhle führen. Findet hingegen eine freie Perforation mit Stuhlaustritt in die Bauchhöhle statt, kommt es zur Bauchfellentzündung (Peritonitis), die wiederrum einen schweren entzündlichen Kreislauf-Schock verursachen kann. Eine weitere Komplikation stellt die Divertikelblutung dar. Da die Divertikulitis oft in immer wieder auftretenden Schüben verläuft, findet man als weitere Komplikationen häufig eine narbige Enge im S-Darm (Sigmastenose) oder eine entzündliche Wandverdickung.
Tritt zum ersten Mal eine Divertikulitis ohne Komplikationen auf, kann diese meist konservativ ohne Operation behandelt werden. Bei immer wieder auftretenden Entzündungen oder Komplikationen ist eine operative Therapie mit Entfernung des betroffenen Darmabschnittes (entsprechend der deutschen Leitlinie) erforderlich, um weitere Komplikationen und Risiken zu vermeiden oder die Lebensqualität zu verbessern.
Bei einem freien Darmdurchbruch, einer Bauchfellentzündung oder einem Darmverschluss besteht immer die Notwendigkeit zur Operation. Diese führen wir auch im Notfall meist minimal-invasiv, laparoskopisch durch. Gelegentlich muss in diesem Fall vorübergehend ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt, der jedoch nach einiger Zeit wieder zurückverlegt werden kann. Zudem besteht in einem solchen Fall immer eine akute Lebensgefahr, sodass bei immer wieder auftretenden Divertikelentzündungen rechtzeitig über eine Operation nachgedacht werden sollte.