Kopfschmerzen

Kopfschmerzen zählen zu den am häufigsten auftretenden Schmerzen in Deutschland. Neben den verschiedenen Kopfschmerzarten werden auch der Einsatz von Medikamenten und die Gefahren einer Selbstmedikation thematisiert.

Kopfschmerzen gehören in Deutschland nach den Rückenschmerzen zu den häufigsten Schmerzen überhaupt. Die bekanntesten Kopfschmerzarten sind Migräne und Spannungskopfschmerz. Die Betroffenen unternehmen oft viel gegen die Schmerzen – sie nehmen freiverkäufliche oder verordnete Tabletten, manchmal sogar Opioide oder Beruhigungsmittel. Die Gefahren der Selbstmedikation und einer nicht angemessenen Medikation sind den meisten Betroffenen nicht bewusst.

Migräne

Wie sieht in der Regel eine typische Migräneerkrankung aus? Hämmernde bohrende meist einseitige Kopfschmerzen in Verbindung mit starker Übelkeit. Die Dauer der intensiven Schmerzen kann von 60 Minuten bis 72 Stunden variieren. Der Schmerz zwingt die Betroffenen in der Regel zur Ruhe und ist begleitet von starker Licht- und Geräuschempfindlichkeit, so dass sich die Patientinnen und Patienten zurückziehen müssen.

Vorboten eines bevorstehenden Migräneanfalles können Müdigkeit mit Drang zum Gähnen, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen oder Heißhungerattacken sein. Einige Migräneerkrankten erleben kurz vor den Kopfschmerzen für 10 bis 60 Minuten blitzartige Lichterscheinungen oder Flimmern, andere mehr Schwindel, Missempfindungen der Haut, Sprachstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten. Bei diesen Vorboten sprechen wir von einer Aura.

Das Migräneleiden stellt sich oft schon in der Pubertät ein, wird aber dort meist gar nicht als solches erkannt. Oft sind die Eltern, Großeltern oder Geschwister der Betroffenen auch Migräneerkrankte. Die Migräneanfälle können im Erwachsenenalter an Stärke zunehmen, meist kommt es in Lebensphasen stärkerer Belastung zu verstärkten und vermehrten Anfällen. Im höheren Alter lassen die Beschwerden dafür wieder nach, vor allem bei Frauen.

Nicht selten leiden Migränebetroffene nicht nur an einer Migräne, sondern an weiteren Kopfschmerzformen. Dann ist es besonders wichtig, diese verschiedenen Kopfschmerzen gut unterscheiden zu können, um Fehler in der medikamentösen Behandlung zu vermeiden und angemessene Behandlungsstrategien anzuwenden. Wenn Migränemedikamente zu häufig und über einen langen Zeitraum eingesetzt werden, kann es zu einem neuen Kopfschmerz kommen – dem Medikamentenübergebrauchskopfschmerz.

Medikation

Jeder Kopfschmerzpatient bzw. jede -patientin muss durch gute Aufklärung und Wissensvermittlung „Spezialist“ für seine Kopfschmerzen werden. Genauso wichtig wie der verantwortungsvolle Umgang mit Migränemedikamenten bei einem Migräneanfall ist der Einsatz von vorbeugenden Medikamenten als Dauermedikation und die Begrenzung der Einnahmehäufigkeit von eigentlichen Schmerzmedikamenten.

Migräne ist eine echte neurologische Erkrankung, keine Stress- oder ernährungsbedingte Erkrankung und schon gar nichts Simuliertes. Sie verschwindet meist im Alter, ist aber an sich nicht heilbar. Die Suche nach einer „Heilung“ kann jedoch bizarre Formen annehmen. Frustrierte Betroffene sollten sich daher über alle Möglichkeiten – vom Einsatz vorbeugender Medikamente und Maßnahmen bis zu einer effektiven Medikation zur Anfallsbehandlung – informieren lassen. Zudem können Entspannungsverfahren, regelmäßiges Ausdauertraining, eine gesunde Lebensführung mit ausreichend gutem Schlaf und regelmäßigen Mahlzeiten die Anfallshäufigkeit positiv beeinflussen.

Anfallsbehandlung

Für die medikamentöse Behandlung von Migräneattacken stehen uns heute eine Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung: diverse Triptane, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Metamizol, Paracetamol, Naproxen, Ergotamin.

  • Nehmen Sie Medikamente sobald Sie eine Migräneattacke erkennen.
  • Keine vorbeugende Einnahme von Schmerzmitteln!
  • Nicht mehr als 10 Tage lang ohne Kenntnis des behandelnden Arztes Schmerzmedikamente einnehmen.

Besonders wichtig sind jedoch Medikamente die zur Vorbeugung der Migräne eingesetzt werden, wenn mehr als drei Anfälle im Monat regelmäßig das Befinden der Betroffenen nachhaltig beeinträchtigen. Zu diesen Medikamenten gehören niedrigdosierte Antidepressiva, die in der Lage sind, das schmerzregulierende Nervensystem zu beeinflussen.

Eine andere Medikamentenklasse zur Vorbeugung sind die sogenannten Antikonvulsiva also Medikamente, die ursprünglich in der Epilepsiebehandlung ihren Platz hatten, aber heute wertvolle Dienste in der Migräneprophylaxe leisten, indem sie die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn für Migräneanfälle herabsetzen. Bekanntermaßen leisten auch hochdosiertes Magnesium und pflanzliche Präparate gute Dienste.

Vorbeugende Medikamente müssen langzeitig und regelmäßig, meist abends mehrere Monate eingenommen werden.

Sie werden zwar die Häufigkeit und Stärke der Migräneattacken reduzieren – ein Leben ohne Migräneanfälle hingegen kann nicht erreicht werden. Es ist deshalb von größter Bedeutung, dass Migräneerkrankte genau wissen, welche Medikamente in welcher Dosierung eingenommen werden sollten. Die Medikamente haben bei unsachgemäßem Gebrauch starke Nebenwirkungen. Sie begünstigen Magen-Darm-Blutungen, Herzinfarkte, Nierenschäden, Schlaganfälle und im ungünstigsten Fall können Schmerzmittel selbst zu Kopfschmerzen führen.

Kopfschmerz durch Medikamente

Bei einem Übergebrauch von Migränemitteln kann ein Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK) entstehen. Dabei zählen die Tage im Monat, an denen der bzw. die Betroffene diese Medikamente einnimmt. Liegt die Anzahl der Tage über 10 bis 15 pro Monat, besteht die Gefahr eines Dauerkopfschmerzes durch diese Medikamente.

Der Dauerkopfschmerz zeigt sich meist anders als der ursprüngliche Kopfschmerz und ist dann oft beidseitig, länger  anhaltend und dumpf-drückend. Erfolgreich sind nur eine konsequente Entgiftung („Drug Holiday“) und ein Überdenken des gesamten Behandlungskonzeptes für die „Zeit danach“. Erkrankte mit einem MÜK profitieren außerordentlich gut von einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie, da Patientinnen und Patienten in diesem Rahmen Zeit haben, sich mit nichtmedikamentösen Verfahren der Schmerzbehandlung zu beschäftigen und der Körper in dieser Zeit unter Beobachtung entgiftet werden kann.

Die Wahrscheinlichkeit für einen MÜK besteht, wenn:
  • Kopfschmerzmedikamente über einen Zeitraum von mehr als 1 Jahr,
  • an mehr als 10 Tagen pro Monat eingenommen werden und dabei,
  • ein dumpf-drückender Dauer-Kopfschmerz an mehr als 15 Tagen pro Monat besteht und
  • wenn eine Kopfschmerzbesserung innerhalb von zwei Monaten nach einer Therapiepause eintritt.

Weiterführende Informationen zum MÜK finden Sie hier.

Der Clusterkopfschmerz

Clusterkopfschmerzen sind extrem starke, einseitig im Bereich der Augen, der Stirn oder der Schläfe auftretende Schmerzen von 15-180 Minuten Dauer. Die Attacken treten nachts und tagsüber ein- bis mehrfach auf und sind durch Augenrötung- und tränen, Verstopfung der Nase, Nasenlaufen, Verengung der Pupillen, Hängen des Augenlides und Schwellung der Augenlider begleitet.

Der Clusterkopfschmerz tritt typischerweise gehäuft auf; (Cluster = englisch „Haufen“). Zwischen den einzelnen, zum Teil längeren Schmerzphasen gibt es auch längere völlig schmerzfreie Zeiten, die bis zu mehreren Monaten andauern können. Auch wenn der Clusterkopfschmerz eine eher seltene Kopfschmerzart ist, sieht man in Schmerzzentren eine Zunahme der Patientenzahlen. Leider berichten die meisten Betroffenen über zu lange Zeiten, die bis zur Diagnose und effektiven Behandlung verstrichen sind.

Effektive Attackentherapie

Am effektivsten wirkt eine Inhalation von 100 %igem Sauerstoff und die Gabe eine Triptans.

Weiterhin wirksam sind:

Lidocain-Spray intranasal

Zur Vorbeugung gibt es eine Reihe effektiver Medikamente:

Hierzu zählen Kortikosteroide, orale Triptane und Ergotamintartrat. Langfristiger sollten zusätzlich Substanzen eingesetzt werden, die für eine Dauertherapie geeignet sind. Zu dieser Gruppe zählen: Verapamil, Lithium und Valproinsäure.

 
 
 
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